CURA_STURQEN_002

“STURQEN Cura (KVITNU 45): Kvitnu wurde von Kiew nach Wien verlegt, Dmytro Fedorenko nutzt aber weiterhin seine ukrainischen Verbindungen, um hervorragende Produkte herzustellen, und seine internationalen, um nach “Piranha”, “Peste”, “Colera”, “Praga” und “Neo­phobia” einmal mehr power­elektronischen, technoabstrakten Left­field-Sound von César Rodrigues & David Arantes zu präsentieren. Das Duo aus Porto scheut sich diesmal nicht, zwischen nichts­sagenden oder mehr­deutigen Titeln und ihrer Klangwelt Abgründe aufklaffen zu lassen. So ist nicht ‘Coronel’, das auf das blutige Seegefecht 1914 vor der chile­nischen Küste oder zumindest einen schur­kischen Obristen hinweisen könnte, sondern ausgerechnet ‘Passaros’ (Vö­gel) ein besonders militantes Geballer. ‘Ca­vani’ driftet spacewärts, trägt aber, anders als ‘Fobos’ und ‘Asteroide’, keinen überirdischen Namen, sondern ebenso wie das dribbelnde ‘Ghilas’ den eines Fußballers. ‘Navegador’ muss nicht für etwas Nautisches stehen, es bedeutet auch Webbrowser und passt damit zum ähnlich neutralen ‘Systema’. ‘Fobos’ ist nicht zum Fürchten, es tüpfelt eine melodische Glasperlen­kette, die allerdings abreißt für dröh­nende und schleifende Spuren und nicht mehr so recht ihre Heiterkeit wiederfindet. ‘Ptomaina’ verbreitet sein Leichengift mit sirrendem Loop und jaulenden Glissandos über pochend gemorstem Zahlencode und sprude­ligen Lauten. ‘Medusa’ hebt mit fein pingenden Schlägen, tockendem Echo­lot und quarrendem sowie auch Herz­schlag-Beat an und endet mit gedämpf­tem Sirenenalarm. ‘Navegador’ ergießt sich in dröhnenden Schüben und dunk­len Wellen über flimmernde Gefilde, irgendwie schon ein wenig submarin. ‘Asteroide’ dreht sich als polyrhyth­misches Mehrspurband mit kreisendem Signal, spitzem Akzent, schnellem Drummachinebeat und cre­scendiert mit jaulenden Glissandos. Ich weiß nicht genau, was “Cura” zu heilen verspricht, von Langeweile kuriert sie garantiert. [BA 90 rbd]”